10. Internationales Fritz-Feyerherm-Turnier

auf dem Maifeld in Berlin

FFT 2023

Propkollege und Veteran Florian Kaletta, hat mir zu Weihnachten ein Buch geschenkt. „Der Milliardär und der Mechaniker“. 

Ein Tatsachenbericht über eine Erfolgsgeschichte, wie ein passionierter Segler mit Asche mit dem Vorsitzenden(Mechaniker) eines am Existenzminimum dümpelnden Jachtclub den America´s Cup nach 150 Jahren zurück in die USA geholt hat.  

Nun, wir sind kein Jachtclub und Kaletta kein Milliardär.  

Aber wer am letzten Wochenende auf dem Fritz-Feyerherm-Turnier war, konnte spüren, was man mit Leidenschaft und Beharrlichkeit erreichen kann. 

Am Wochenende des 30.09. hatte der BRC sein jährlich stattfindendes Fritz-Feyerherm-Turnier zu Ehren des 2008 verstorbenen Präsidenten FF auf dem Maifeld im Olympiapark. Dieses Jahr zum zehnten Mal.  

Das zweite FFT wurde im Oktober 2013 erstmals auf dem Maifeld ausgetragen mit einem angereisten U12 Team SC Frankfurt 1880 und zwei Lokalrivalen BSV92 und RK 03, beide U10, insgesamt drei Teams, die Vereine Traditionsclubs in Deutschland und der Tenor: „ NA dann legen wir mal los“! Ganz im Sinne von Fritz wurde das Turnier ausgetragen, mit fünf Teams, über zwei Tage und acht gekreideten Plätzen. Die U 12 spielte längere Spiele, insgesamt zwei Mal am Sa, einmal am So, total Score 2:1 für Frankfurt. Der verantwortliche Trainer Uwe Maaser, ehemaliger Fritz Eleve, begeistert, von der Möglichkeit, „wieder“ auf dem Maifeld zu spielen (was in den Achtzigern unter britischer Hoheit normal war) zog das Fazit: „Sehr guter Gegner, Frankfurt war besser… Aber, wir wissen jetzt woran wir arbeiten müssen.“  Kurzum, im darauffolgenden Mai bezwang unsere U12 SC Frankfurt im Finale und wurde Deutscher Meister.  

Jetzt mag der eine denken: „ Man, holt der weit aus….“ Aber Geduld bitte. 

Heute, 10 Jahre später, sind fünf „Ehemalige BRC Spieler“ eben dieser Teams des ersten Turniers fester Bestandteil der deutschen Nationalmannschaft, und drei Enthusiasten Jugendtrainer unserer Teams. 

Und das FFT hatte in diesem Jahr 60 Teams zu bespielen in den Altersklassen U8-U16 auf zehn Spielfeldern.  

Beim diesjährigen FFT, hatte der BRC 17 Clubs mit 53 Mannschaften zu Gast, das Teilnehmerfeld mit vier europäischen Nationen  international, bei dem man Campbell College(Nordirland), Frederiksberg(Dänemark) und Tatra Smichov(Prag) schon alte Bekannte nennen darf, diesmal auch Litauen am Start, und Gentofte(Dänemark) wieder.  Sankt Pauli und HRC gehören von den angereisten Clubs zum Repertoire, neben den Berliner Clubs BSV und RK03. Dazu gesellten sich RU Hohen Neuendorf, die Oranien Raptors und der Royal RFC Schaumburg. 

Bei Fritzens Turnieren hat es früher diese Erasco Bohnensuppe, einen riesigen Suppentopf, und wasserlöslichen Zitronentee gegeben, die Mannschaften haben sich größtenteils selbst verpflegt, Ted Mitulla hat in den Spielpausen immer Tupperschalen mit Apfelstücken und geschälten Orangenstücken gereicht, das wars. In den späten Neunzigern gab es bei einem Rugby Turnier auch schon mal einen Grill.  

Heute sind die Erwartungen an Sportveranstaltungen im Allgemeinen ein Stück gewachsen. Auch bei Rugbyturnieren, deshalb hier ein paar Zahlen: 

  • 178 Spiele auf zehn Feldern 
  • 12 gebuchte Schiedsrichter 
  • 4 Rettungssanitäter, 1 Arzt, 2 Physio, 1 Osteopath 
  • 30 Pitch Manager  
  • 182 Fahnenstangen 
  • Gebuchter Ordnungsdienst 
  • Seit Sa ein Durchlauferhitzer den man an einen Gartenschlauch anschließen kann (Timm, danke) 
  • Ein Elektriker der am Sa die Verteilung in Funktion gebracht hat (danke Szamy) 

Verpflegung der Mannschaften, 1786 gebuchte Mahlzeiten.  

Daneben Bratwurst, Getränke, Crêpes, Sandwiches, Cappuccino. Nebenbei, unsere Bratwürste der Fleischerei Siedmann, bzw. Merguez der Fleischerei Haroun schmecken um Längen besser, als die lappige Wurst im Stade Francaise, die ungenießbar war, und kosten weniger als die Hälfte.  

Doch zurück zum Turnier.  

  • Freitag Anlieferung Zelte 
  • Samstag ab 6:59 Einlass Zeltaufbautrupp, bestehend aus anfangs Vater Müller und Sohn dann stetig wachsend auf 4 Helfer um acht Uhr 
  • 8:02 Uhr Zusammenbruch der Elektroverteilung, Anruf bei Elektronotdienst Koyman 
  • 8:05 Uhr erster Kaffee über Notstrom, Koffein bringt die Synapsen in Gang, Gedanken können besser geordnet werden 
  • 8:17 Cateringzelt steht 
  • 8:37 Eintreffen Troubleshooter Koyman 
  • 8:41 Triebwerk 2 (Crêpeseisen) läuft, danach Triebwerk 3 Kontaktgrill, dann Triebwerk 1 (Koffee Mobile) aus dem Notstrom Modus auf das Hauptnetz geschaltet, Turbulenzen verringern sich 
  • 9:31 Triebwerk 4(Würstchengrill) auf Temperatur, Haupttriebwerke laufen störungsfrei 
  • 9:32 erste Tschechische Team- und Fanbusse treffen ein und beginnen, die wachsende Zeltstadt zu bevölkern 
  • 10:43 Zeltstadt fertig, der Marktplatz füllt sich und es fliegt zum ersten Mal der Gedanke durch den Kopf:  Kann gut werden 

„Das ist´s ja, was den Menschen zieret, und dazu ward ihm der Verstand, das er im innern Herzen spüret, was er erschafft mit seiner Hand“ (Schiller, Die Glocke). 

  • 12:00 Briefings, Zuschaltung Triebwerk 5,  Beginn Mannschaftscatering  
  • 12:40 holprige Begrüßungsrede, abgerundet durch smartes bilinguales Entertainment von Jason 
  • 13:00 Turnierbeginn , das heißt, ca. 1200 Rugbyspieler von 6 bis 16 Jahren ON FIRE.  
  • 18:00 erster Spieltag vorbei, das Maß an Verletzungen hat zwei Ausreißer nach oben  
  • Erste Endrundenteilnehmer haben sich platziert 

„Von der Stirne heiß, rinnen muss der Schweiß, soll das Werk den Meister loben, doch der Segen kommt von oben“ (Schiller, Die Glocke) 

Der zweite Turniertag beginnt, und der erste Lerneffekt tritt ein! 

  • 7:50 Uhr erklärt Fleischermeister Neumann Senior bei Abholung der nächsten frischen Ladung, dass die Bratwurst in gebrühter Form das doppelte Volumen behält. Also Bratwurstkritiker aufgemerkt, wer sich das nächste mal beschwert, bekommt ein freundlich verbindliches Bratwurstbriefing vom Fachmann. 
  • 9:00-13:00 Letzte Gruppenspiele und Beginn der Playoffs, d. h. die Leistungsunterschiede sind nicht mehr so stark, die Spiele werden erfahrungsgemäß besser.  

Die Spiele, die ich erlebt habe waren U14 Campbell-College vs Cph Vikings, bei dem ich ein nettes Gespräch mit einem der irischen Trainer, Colin hatte. Wir redeten über das sehr starke Barcelona Team aus 2016, darüber dass seine Eleven diesjährig in angepasster Spielstärke diesen interkulturellen Austausch sehr genießen und wir sprachen über Fritz. Colin sagte, dass er ihn gerne kennengelernt hätte.  

Das zweite Spiel war ein Glückstreffer, U16 RK 03 vs BRC Halbfinale, sportlich auf gutem Niveau, das in der Verlängerung 0:0 endete. Es kam die Mannschaft weiter, die über den Turnierverlauf weniger gelbe Karten hatte, in diesem Fall Glück für RK, d.h. BRC haarscharf am Treppchen vorbei geschraddelt. Im Spiel um Platz drei waren die Körner endgültig verschossen. Jungs, Kopf hoch, weiterarbeiten.  

Das dritte Spiel war das Endspiel BRC vs Tatra Smichov Prag. Für mich persönlich der sportliche Höhepunkt der einzigen drei Spiele, die ich gesehen habe, mit allem, was das Rugbyherz begehrt. Harte Tackles starke Läufe, Jubelnde Zuschauer, wirklich hart kämpfende BRCer, die allerdings gegen überlegene Smichov Jungs nichts ausrichten konnten. Das Spiel endete 30:0 für Tatra Smichov. Bitter für den BRC. Dennoch haben unglückliche U10 Recken einen beeindruckenden Sportgruß absolviert, sich ihren Schmerz von der Seele geschrien, und obwohl es sichtlich schwerfiel, mit einer Klatschgasse dem Gegner ihren Respekt gezollt.  

Fritz war streng im Umgang aber konnte die sehr aufbauende Reden nach einer Niederlage halten. Ich habe den erschöpften und unglücklichen Spielern Mut zugesprochen und Ihnen gesagt, dass ich noch nie solch ein dynamisches Mannschaftsspiel bei einer U10 gesehen habe. Der Coach relativierte meine Aussage und sagte den Jungs: „Ehrlich gesagt, haben wir nicht gut gespielt“, ABER- und jetzt kommt ein Deja Vu- „wir wissen jetzt woran wir arbeiten müssen, und nächstes Mal werden wir gewinnen, seid Ihr dabei??“ was mit einem schallenden Chor bejaht wurde. 

Der eine oder andere Spielbericht der anderen Teams folgt. 

„So lasst uns jetzt mit Fleiß betrachten, was durch die schwache Kraft entspringt, den schlechten Mann muss man verachten, der nie bedacht, was er vollbringt“(Schiller, Ihr wisst schon). 

 

Die Kids haben die Niederlage verdaut und gestern, auf dem Nationalfeiertag mit der Arbeit begonnen. Das Trainerteam: Uwe Maaser, Manne und Richard.  Und hier schließt sich der Kreis, warum Fritz das getan hat, warum wir alle das tun.  

Weil es beseelt. Weil Rugbyspieler bessere Menschen sind, weil wir aus möglichst vielen Menschen gute Rugbyspieler machen wollen, damit die Welt ein Stück besser wird.  

Apropos, der BRC unterstützt in diesem Jahr eine Wiederaufforstung im Berliner Raum, zwischen Pankow und Weissensee. Wir wollen einen kleinen Denkanstoß geben, dass jeder Einzelne die Möglichkeit hat, einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu leisten. Es werden 420 Edellaubhölzer in einem Waldstück zwischen Pankow und Bernau gepflanzt. Auch hierzu wird es einen gesonderten Bericht geben. 

Organisch wachsende Veranstaltungen haben einen besonderen Charme. Auf dem Weg zum Erfolg gibt es immer wieder Rückschläge. Gute Teams, die kurzfristig absagen. Eine Terminvorgabe die sich gut anhört, in der Umsetzung als unglücklich herausstellt. Nicht genügend Referees etc. 

Es helfen Beharrlichkeit, Lernvermögen und ein Stamm von Leuten mit der gleichen Prägung. Deshalb hier ein großes Dankeschön an Gregor, der es versteht die Clubs nach Berlin zu locken, und auch detailversessen auf die richtigen Wappen in der Turnier App achtet und Welti, der in jeder Cateringfrage Rede und Antwort stehen kann. Beide ziehen seit Jahren mit. Rugbyspieler halt. Die Prägung ist Rugby und Passion. 

Wir können stolz sein. Mit wir meine ich alle Helfer, die mit viel Energie dazu beigetragen haben, dass aus dem Turnier ein sportlicher Erfolg wird. All die Verrückten, die kuchenbackenden Eltern, Trainer, Herrenspieler, Veteranen, die am Grill stehen, man kann nicht alle Namen aufzählen, die mit Ihrer positiven Energie dazu beigetragen haben, über kleine Schwächen hinwegzuhelfen. 

Das Turnier hat wieder eine Menge Positive Energie freigesetzt. Das schafft Raum für Kreativität. Wir haben wieder gelernt und werden daran arbeiten, den Level zu halten.  

Hier ist das andere Ende des Bogens, den ich gespannt habe. Aus Erfolgen werden Geschichten, und diese Geschichten, werden erzählt. Sie erhöhen die öffentliche Wahrnehmung. 

Vielleicht werden wir ja auch mal wieder vom DRV wahrgenommen, und er nimmt das FFT wie in den letzten Jahren in seinen nächsten Rahmenspielplan auf, dann können sich auch andere wichtige Vereine in Deutschland beim FFT beteiligen, wie die Heidelberger und Hannoveraner, deren Jugendtrainer auch oft Herrenspieler sind, die auch hart daran arbeiten, das Niveau zu halten. 

Denn die Pflicht im Rugby ist die Jugendarbeit, denn nur wer hart an dieser Pflicht arbeitet, kann auch die Kür der Herrenspiele genießen.  

Wir grüßen Rosa(U14) und Andrii(HRC U16) und wünschen Euch eine gute Genesung! 

JA! In diesem Sinne bin ich ganz ergeben, das ist der Weisheit letzter Schluss: Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss.“ (Goethe)  

Also, die Buchempfehlung  für der Milliardär und der Mechaniker habt Ihr. Larry Ellison, der Chef von Oracle, der Milliardär hat übrigens bei der Segelcrew in manchem entscheidenden Moment am Steuer des Bootes gestanden. 

Ich glaube, Kaletta ist nur Millionär oder so, ABER… Kaletta hat immerhin Sonntag am Grill gestanden.. und mir dieses Buch geschenkt. 

Wer nicht dabei war, obwohl er davon wusste…… ist selbst schuld 

Bis bald am Spielfeldrand 

Tobi 

P.S. Beim Gedanken an Fritzen`s Familie überkommt mich tiefe Demut. Carola Feyerherm was musst DU für ein großes Herz besitzen. Wie oft ist die Familie zu kurz gekommen, während Fahrten, Turnieren, Endrunden… 

CAROLA, UND ALLE EHEFRAUEN UND PARTNERinnen, ICH GRÜßE EUCH AUF DAS ALLERHERZLICHSTE.  

OHNE EUCH WÄRE DAS ALLES NICHT MÖGLICH !  

Schön, dass Du da warst. 

Danke auch an  

Mark, Jason, Oli Z. und Yasmin 

Fleischerei Siedmann, Fleischerei Haroun, Bäckerei Maitre Vite, Pasta Pate, Getränke Grabsch, allesamt stolze Handwerksbetriebe, die ihr Geschäft verstehen 

Alle Mütter und Väter, die geholfen haben, Kuchen zu backen, Verkaufsstände, Ergebnisdienst, und sich haben einsetzen lassen. 

Chris Schmidt-Bleek, Entsorgung-Dixi Toiletten 

Die Oldboys Wolle, Mario, Kaletta(Florian), Timm, Hasi, Oli B… 

Pia, die die Beherbergung der Campbell Jungens organisiert hat 

Die Schiedsrichter, die vom Spielfeldrand eine Menge Input bekommen haben 

Die Väter, die mitgemacht haben… 

Das Fotografenteam, das wieder tolle Bilder über den Äther schickt 

Alvin, Fatu, Clemens und Jim 

Die Trainer der, sowohl Gastgeber, als auch Gastmannschaften, ihr leistet den wesentlichen Part 

Moritz, der das Baumprojekt auf die Beine gestellt hat 

die Spender, mit deren Zuwendungen sich das Turnier trägt 

Schiller, der wusste, wie es geht 

Fritz, Schorse und Ted, denen wir diesen Gendefekt zu verdanken haben 

 

 Und Charlotte war auch dabei